Geschichten von Angehörigen

Geschichten von Angehörigen


Inhaltsverzeichnis:

Sei stolz auf Dich


Sei stolz auf Dich

anonym

Phasen beginnen nicht mit Husten oder Kopfschmerzen. Die ersten Symptome sind von außen nicht wirklich sichtbar oder nur schwer von Stresssymptomen, die den Umständen entsprechend angemessen erscheinen, unterscheidbar. Hier mal eine Nacht „schlecht geschlafen“, da mal eine etwas unverständlich emotionale Reaktion auf einen Eindruck von außen. Kleinigkeiten, die man von außen nicht in einen Kontext setzt. Bis die offensichtlichen Symptome kommen und es „zu spät“ ist. Manisch-psychotische Episoden waren für mich erst mit Hinweisen von anderen (aus meiner Familie) das erste Mal erkennbar, ich war einfach zu nah dran. Aber es waren schon Wände bemalt und Erinnerungen verbrannt worden, Farben überbewertet und Kaffee-Konzentrat produziert worden. Die Erkenntnis, dass man extern Hilfe holen muss, ist eine Hürde, die ich beim ersten Mal nicht allein nehmen konnte. Beim zweiten Mal musste ich dir das antun, es tat weh, aber eine andere Möglichkeit habe ich nicht mehr gesehen.

Depressive Phasen sind ähnlich schwer zu erkennen, aber nicht ganz so schwer. Antriebslosigkeit, wirkliche Schwierigkeiten überhaupt das Bett zu verlassen, Gleichgültigkeit. Diese Dinge sind, wenn sie stark genug ausgeprägt sind, von außen relativ leicht zu bemerken. Leider wäre es auch hier besser, das eher zu wahrzunehmen. Manchmal war das einzige, was du fühlen konntest, die Trauer darüber, dass du nichts fühlen konntest. Und da es von diesen Phasen in unserer gemeinsamen Zeit bereits mehrere gab, sind wir zusammen besser darin geworden, die Symptome früher festzustellen und auch ernst zu nehmen.

Die Möglichkeit, dass eine Phase beginnen könnte, die Aufmerksamkeit, die daher rührt, ist manchmal anstrengend. Aber je länger eine gesunde Phase dauert, desto einfacher ist es. Jetzt gerade ist es sehr gut. Und an dieser Stelle muss ich meine Bewunderung dafür aussprechen, wie stark du bist. Durch jede Phase hast du dich durchgekämpft, mit einem Genesungswillen, der sehr einfach zu fördern war, denn er war da und offensichtlich stark. Jedes Fünkchen Kampfeswillen kann zu dem Feuer werden, welches die nötige Energie für eine Genesung liefert. Das hast du mehrfach bewiesen. Sei stolz auf dich und zuversichtlich, dass du jede Phase, die noch kommen könnte, durchstehen kannst.